Inland

Verfassungs- und Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) hat sich heute am Rande einer Pressekonferenz gegen eine Arbeitsverkürzung ausgesprochen. „Wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen, müssen wir mehr als weniger arbeiten“, wurde Edtstadler zitiert.

Das „war und ist aber keine Befürwortung einer 41-Stunden-Arbeitswoche“, hieß es danach aus dem Büro der Ministerin. Klar sei hingegen, dass Anreize geschaffen werden müssten, damit mehr Menschen in Beschäftigung und auch Vollbeschäftigung kommen „und sich Leistung endlich wieder lohnt“, wurde auf den „Österreich-Plan“ von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) verwiesen.

Mit „linken Träumen“ einer Arbeitszeitverkürzung „wird es sich nicht ausgehen“, so die Ministerin laut APA im Haus der Industrie: „Eher mehr als weniger wird notwendig sein.“ Bei einer PK machte sich dort die Autoindustrie für den Verbrennungsmotor über das Jahr 2035 hinaus und für Österreich als Autoland stark.

ÖGB verweist auf unbezahlte Überstunden

ÖGB-Bundesgeschäftsführerin Ingrid Reischl reagierte entsetzt. Sie erinnerte daran, dass 2023 Beschäftigte in Österreich fast 47 Millionen Überstunden ohne Geld- oder Zeitausgleich geleistet hätten. „Jede vierte Überstunde ist unbezahlte Gratisarbeit.“

„Dass jetzt auch die Bundesregierung in den von der IV angeführten Chor einstimmt und ebenfalls eine Arbeitszeitverlängerung fordert, ist völlig absurd. Runter mit der Arbeitszeit und nicht hinauf, muss die Devise lauten“, so Reischl.

Die Diskussion über eine Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich, also für das gleiche Einkommen, wurde von der Industriellenvereinigung (IV) angestoßen. IV-Generalsekretär Christoph Neumayer sprach auch von einer „Unzahl an Feiertagen“ in Österreich, ein Thema, das man angehen müsse.

Lohnabschlüsse und Klimaplan als Herausforderung

Des Weiteren meinte Edtstadler heute, die „hohen Lohnabschlüsse“ seien eine Herausforderung. Es gehe darum, die Wirtschaft nicht noch weiter zu belasten, daher habe sie auch den Nationalen Klimaplan ihrer Kollegin Leonore Gewessler (Grüne) zurückgezogen, da dieser nicht abgestimmt gewesen sei und einseitige Maßnahmen enthalten habe, die teilweise nicht im Interesse Österreichs gewesen wären.

Mittlerweile wurde Österreich wiederholt von der EU aufgefordert, einen Klimaplan vorzulegen. Ende Februar hieß es, nur noch von Österreich und Polen würde der Plan fehlen, von Brüssel wurde mittlerweile ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, was zu hohen Strafzahlungen führen könnte. Die Frist für die Abgabe des Plans endet im Juni.

Familien- und Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) blockt bei der von der Stadt Wien geforderten Wohnsitzauflage für anerkannte Flüchtlinge ab. Die Debatte gehe am Kern vorbei, so Raab heute bei einer Pressekonferenz.

Gleichzeitig hielt sie der Bundeshauptstadt vor, über höhere Sozialleistungen Flüchtlinge anzuziehen. Man habe sich in mehreren Studien die Gründe angesehen, warum Asylwerber bzw. -berechtigte nach Wien kommen, so Raab.

Dabei spiele einerseits die bestehende Community eine Rolle. Andererseits sei die Höhe der Sozialleistungen ein Faktor. Wenn Wien höhere Sozialhilfe als andere Bundesländer auszahle, führe das zum stärkeren Zuzug von Flüchtlingen innerhalb Österreichs.

Raab: Debatte über Einstieg auf Arbeitsmarkt

Debattieren möchte Raab, wie man Flüchtlinge am schnellsten auf den Arbeitsmarkt überführe. Sie frage sich, warum es nicht möglich sei, Flüchtlinge in den Westen Österreichs auf einen Arbeitsplatz im Tourismus oder in der Gastronomie zu vermitteln.

Erneut sprach sie sich dafür aus, die volle Höhe von Sozialleistungen erst nach fünf Jahren Aufenthalt auszuzahlen. Das sagte auch ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker, allerdings dürfte das wohl gegen EU-Recht verstoßen.

Wien hatte zuletzt wiederholt beklagt, dass der Familiennachzug das Bildungssystem unter Druck bringt. Aufgrund der stark gestiegenen Anzahl an Familienzusammenführungen kamen vermehrt Kinder im schulpflichtigen Alter nach Wien. Eine Wohnsitzauflage widerspricht laut dem Juristen Walter Obwexer allerdings wohl ebenfalls EU-Recht. Das unterstrich auch die grüne Parteichefin in Wien, Judith Pühringer.

Ludwig pocht auf gerechte Verteilung

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bekräftigte unterdessen heute die Forderung. Man erwarte sich eine entsprechend gerechte Verteilung – also das, was Österreich auch auf Ebene der EU verlange.

Der Bund habe die Kompetenz in dem Themenfeld. Man dränge aber auch auf Solidarität der anderen Bundesländer, „die sich da auch nicht zurücklehnen können“. Man werde nicht auf Dauer die Verantwortung für ganz Österreich tragen können, meinte Ludwig.

Vorwürfe, wonach Wien höhere Sozialleistungen auszahle und so für verstärkte Zuwanderung nach Wien sorge, wies er zurück. Das betreffe lediglich Leistungen für Kinder, da man Kinderarmut verhindern wolle. Abseits davon liege Wien im Schnitt, es gebe Bundesländer, die in manchen Bereichen sogar höher liegen würden, so Wiens Bürgermeister.

Die Zahl der Meldungen, die bei Stopline, der österreichischen Meldestelle gegen sexuelle Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger und nationalsozialistische Wiederbetätigung im Internet eingegangen sind, ist im Vorjahr mit 33.349 Fällen gegenüber 2022 leicht gestiegen. Allerdings wurden knapp 11.000 Inhalte als tatsächlich illegal eingestuft, was einer Verdoppelung gegenüber dem Vergleichsjahr entspricht, wie Stopline-Projektleiterin Barbara Schloßbauer heute sagte.

Auffällige Häufung im Mai

99 Prozent der eingegangenen Meldungen entsprachen etwaigen sexuellen Missbrauchsdarstellungen von Kindern, wobei besonders der Monat Mai sehr auffällig war. Hier gingen binnen weniger Tage gleich 12.655 Meldungen ein, von denen sich über 6.500 als tatsächliche illegale Abbildungen erwiesen. Da die Meldungen vollkommen anonym sind, konnte Schloßbauer aber keine Erklärung dazu geben, wie es zu dieser Häufung kam. „Das wüsste ich selbst gerne, aber wir sind keine Strafverfolgungsbehörde“, sagte die Projektleiterin. Sie ging aber davon aus, dass einige wenige Personen sehr viele Abbildungen in kurzem Zeitraum meldeten.

Löschung der Inhalte als Hauptziel

Oberstes Ziel der Stopline ist die schnelle und unbürokratische Entfernung illegaler Inhalte aus dem Internet. Nach einer anonymen Meldung via Stopline.at prüfen zwei geschulte, langjährige Mitarbeiterinnen, ob der Inhalt rechtlich relevant ist und wo dieser ins Internet gestellt wurde. Dann werden der jeweilige Internet Service Provider sowie die Polizei informiert und, wenn Seiten aus Österreich betroffen sind, üblicherweise innerhalb eines Werktages eine Löschung durchgeführt.

Ausländische Provider als Hosts

Allerdings wurde keines der illegalen Bilder 2023 von einem heimischen Provider gehostet. Die Hotspots waren vielmehr die Niederlande und Luxemburg, wo es Schloßbauer zufolge einige wenige Provider gibt, die sich gegen das schnelle Löschen des Materials sperren. Internationale Fälle meldet Stopline an das Netzwerk INHOPE weiter, dem rund 50 Partnerorganisationen aus anderen Ländern angehören.

Der Generalsekretär der Internet Service Providers Austria (ISPA), Stefan Ebenberger, setzt weiterhin auf Löschen statt Sperren. „Die geteilte Verantwortung zwischen Meldestelle, Providern und Behörden im Kampf gegen illegale Inhalte im Internet ist besonders wirkungsvoll. Denn damit illegale Inhalte im Internet nicht mehr auffindbar sind, ist das rasche Handeln aller Beteiligten erforderlich“, so Ebenberger.

Eine geplante Novellierung des Gesetzes für medizinisch-technische Dienste (MTD) lässt bei den Vertretern und Vertreterinnen der sieben Berufssparten die Wogen hochgehen. In einer Onlinepressekonferenz kritisierten sie heute unter anderem, nicht ausreichend eingebunden gewesen zu sein.

Eine Überarbeitung des 1992 erlassenen Gesetzes sei längst überfällig, es brauche „wirklich große Reformen“, um die technischen Errungenschaften, den Personalmangel im Gesundheitswesen und den demografischen Wandel im Gesetz abzubilden, sagte etwa Gabriele Jaksch, Präsidentin von MTD Austria.

Änderungen in letzter Sekunde

Zwar seien in die Gespräche von Fachhochschulkonferenz bis Ärztekammer viele Stakeholder involviert gewesen, in letzter Sekunde dann aber viele Abänderungen gemacht worden, die einer Aufwertung der Gesundheitsberufe im Wege stehen würden.

„Es wäre charmant, wenn die Berufsvertretungen, die es betrifft, auch am Tisch sitzen würden“, sagte Constance Schlegl, Präsidentin von Physio Austria.

Zu MTD gehören Biomedizinische Analytik, Diätologie, Ergotherapie, Logopädie, Orthoptik, Physiotherapie und Radiologietechnologie. Das betrifft in etwa 41.000 Personen.

Kompetenzerweiterung gewünscht

Im aktuellen Entwurf nicht vorgesehen seien mit Kompetenzerweiterungen verbundene Spezialisierungen für die Beschäftigten in diesen Bereichen. Eine Lockerung für die Kompetenzausübung sei aber im Sinne einer Entlastung wichtig, zudem könnten Wartezeiten verkürzt und die Berufe attraktiver werden, hieß es.

Mehr Möglichkeiten, ohne ärztliche Anweisungen tätig zu werden, hätte sich auch die Vertreterin der Radiologietechnologinnen – und technologen, Sylvia Handler, gewünscht. Die Befürchtung lautet, dass die Novellierung dazu führen könnte, dass bei jeder Adaptierung der Maßnahme in der Therapie derselben Person eine neue Verordnung vom Arzt oder der Ärztin ausgestellt werden müsste.

Das stelle einen erheblichen, nicht umsetzbaren Aufwand für die ohnehin bereits stark belastete Ärzteschaft dar und werte akademisch ausgebildete Gesundheitsberufe ab. Auch der Zugang zu präventiven Leistungen ohne ärztliche Anordnung sei durch die Novelle nicht gegeben.

Ausland

Nachdem eine Untersuchungskommission keine Hinweise für eine Terrorunterstützung des UNO-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) gefunden hat, wollen Österreich und die Schweiz den entsprechenden Bericht nun prüfen und Expertenempfehlungen abwarten. Schallenberg betonte heute bei einem Besuch in Bern, „die UNRWA leistet großartige Arbeit im Libanon, in Jordanien, in Syrien“. Aber gleichzeitig müsse ihre „Glaubwürdigkeit (…) über jeden Verdacht erhaben sein.“

Wenn dies gewährleistet sei, werde Österreich seine finanzielle Unterstützung wieder aufnehmen. Österreich hat wie viele andere Länder nach den Vorwürfen aus Israel gegen UNRWA seine Unterstützungsleistungen an das Hilfswerk gestoppt. Laut Außenministerium handelt es sich um eine Summe von 3,4 Millionen Euro für das Jahr 2024.

Israel hatte erklärt, mehr als 450 UNRWA-Mitarbeiter seien Agenten terroristischer Gruppen im Gazastreifen. Die Hamas, die für das Massaker vom 7. Oktober verantwortlich ist, habe das Palästinenserhilfswerk „infiltriert“. Die von der französischen Ex-Außenministerin Catherine Colonna geleitete Untersuchungskommission fand dafür jedoch keine Hinweise, wie es in ihrem gestern veröffentlichten Bericht hieß.

Der Schweizer Außenminister Ignazio Cassis seinerseits betonte in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Schallenberg, die Schweiz sei jetzt „eifrig daran, den Bericht zu studieren, zu analysieren und zu schauen, wie die anderen geldgebenden Staaten reagieren“. Er glaube, „in den nächsten Tagen zu einem Fazit“ zu kommen, sagte Cassis.

Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, ist einer Sprecherin zufolge „entsetzt“ über Berichte zu Massengräbern im Gazastreifen.

Angesichts des Grades der Zerstörung der Krankenhäuser Nasser in Chan Junis und al-Schifa in Gaza-Stadt sowie Berichten über Massengräber mit Hunderten Leichen sei es nötig, Alarm zu schlagen, sagte Türks Sprecherin Ravina Shamdasani heute.

Offensichtlich seien mehrere Leichen entdeckt worden. „Einigen von ihnen waren die Hände gebunden, was natürlich auf schwere Verstöße gegen internationale Menschenrechtsnormen und das humanitäre Völkerrecht hinweist und weiteren Untersuchungen unterzogen werden muss.“

Der UNO-Hochkommissar arbeite daran, eine Bestätigung für die Berichte von palästinensischer Seite zu erhalten. Laut den Berichten wurden im Nasser-Spital 283 und im Al-Schifa-Spital 30 Leichen gefunden, darunter auch Frauen und Kinder. Sie seien unter Müllbergen begraben gewesen.

Israel weist Vorwürfe zurück

Das israelische Militär wies Vorwürfe zurück, es sei für Massengräber und Exekutionen verantwortlich. Soldaten hätten vielmehr die Leichen auf der Suche nach sterblichen Überresten israelischer Geiseln exhumiert.

„Die Behauptung, die IDF (Israelische Streitkräfte, Anm.) hätten palästinensische Leichen begraben, ist haltlos und unbegründet“, so das Militär. Die Leichen seien nach der Untersuchung an ihre Grabstätten zurückgebracht worden.

Am 200. Tag nach ihrer Entführung aus Israel in den Gazastreifen haben Angehörige und Unterstützer von mehr als hundert Geiseln mit einer Protestaktion in Tel Aviv auf ihr Schicksal aufmerksam gemacht.

Auf dem Platz vor dem Nationaltheater Habima legten sie sich heute unter anderem in einer Formation auf den Boden und hielten blutrot bemalte Hände in die Höhe.

zahlreiche Personen liegen auf dem Boden und halten blutrot bemalte Hände in die Höhe
AP/Ohad Zwigenberg

Am jüdischen Pessachfest, das an den Auszug der Israeliten aus Ägypten und die Befreiung aus der Sklaverei erinnert, gebe es für die Geiseln keine Freiheit, teilten die Familien nach Angaben der Nachrichtenseite Ynet mit. „Die Geiseln sterben weg, laut Schätzungen sind schon heute weniger als die Hälfte von ihnen noch am Leben.“

105 Geiseln freigelassen

Bei dem Massaker der islamistischen Terrororganisation Hamas und anderer extremistischer Organisationen im israelischen Grenzgebiet waren am 7. Oktober etwa 1.200 Menschen ermordet und mehr als 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt worden.

Im Laufe einer einwöchigen Feuerpause Ende November hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen.

Bei Straßenprotesten fordern die Angehörigen seit Monaten von der Regierung einen weiteren Deal mit der Hamas zur raschen Freilassung der Geiseln. Die Hamas hat aber bisher alle Vorschläge internationaler Vermittler abgelehnt. Angehörige der Verschleppten werfen aber auch dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu vor, einem Geiseldeal im Wege zu stehen.

In Haiti sind nach Angaben des UNO-Kinderhilfswerks (UNICEF) mehr als 58.000 Kinder wegen der zunehmenden Bandengewalt und des Regierungsvakuums vom Hungertod bedroht. „Die Lage in Haiti ist katastrophal und wird von Tag zu Tag schlimmer“, sagte UNICEF-Chefin Catherine Russell gestern vor dem UNO-Sicherheitsrat.

„Port-au-Prince ist inzwischen durch Luft-, See- und Landblockaden fast vollständig abgeriegelt.“ Zwei Drittel der Kinder in Haiti seien auf Hilfe angewiesen.

Zudem seien Frauen und Mädchen extrem von geschlechtsspezifischer und sexueller Gewalt betroffen. Nach Monaten eskalierender Bandenkriminalität und des Zerfalls staatlicher Institutionen hatte Ministerpräsident Ariel Henry seinen Rücktritt erklärt.

Ein Präsidialrat soll den unter politischer Instabilität und großer Armut leidenden Karibik-Staat zur Normalität zurückführen. Ein offizieller Termin für diesen Schritt steht allerdings noch aus. „Seit dem 8. März haben fast 100.000 Haitianer Port-au-Prince verlassen und sind auf der Suche nach Sicherheit vor Bandengewalt in die Regionen geflohen“, sagte die UNO-Sonderbeauftragte für Haiti, Maria Isabel Salvador, vor dem Sicherheitsrat.

EU

Das EU-Parlament hat heute in Straßburg die Reform der EU-Schuldenregeln abgesegnet. Kern sind nationale Pläne zum Schuldenabbau sowie klare Schuldenreduktionsziele.

Die österreichischen EU-Abgeordneten äußerten im Vorfeld einige Kritik an den Regeln und stimmten mehrheitlich nicht dafür: Nur ÖVP und NEOS gaben ihr Ja, die SPÖ enthielt sich, FPÖ und Grüne stimmten dagegen.

Die EU-Regeln zum Schuldenabbau waren in den vergangenen Jahren aufgrund der Auswirkungen der CoV-Pandemie und des Ukraine-Krieges vorübergehend gelockert worden.

Reform umstritten

Die Reform war unter den EU-Staaten umstritten: Während Österreich, Deutschland und nordische Länder auf mehr Strenge pochten, forderten südliche Staaten mehr Flexibilität und Möglichkeiten für Ausnahmen.

Laut den neuen EU-Regeln für die Obergrenzen von Budgetdefiziten und Staatsschulden sollen die EU-Staaten künftig nationale Pläne mit Maßnahmen zur Schuldenreduktion vorlegen – ausgelegt auf vier, in Ausnahmefällen auf sieben Jahre. Das soll den Mitgliedsstaaten mehr Spielraum und Zeit bei der Konsolidierung ihrer Budgets lassen.

Das EU-Parlament hat für eine Regelung gestimmt, wonach nicht verkauftes Gewand nicht mehr vernichtet werden darf. Auch unverkaufte Elektroartikel sollen nicht mehr zerstört werden dürfen, entschieden die Abgeordneten heute in Straßburg. Künftig könnte ein solches Verbot auch für andere Kategorien greifen.

Hintergrund ist die Ökodesign-Verordnung. Sie schreibt vor, dass Produkte länger halten sollen, sich leichter wiederverwenden, reparieren und recyceln lassen und weniger Ressourcen wie Energie und Wasser verbrauchen dürfen.

Künftig soll es digitale „Produktpässe“ geben, mit denen Käuferinnen und Käufer mehr Informationen über die Nachhaltigkeit der Gegenstände bekommen sollen. Dadurch könne man die Produkte besser vergleichen und fundiertere Entscheidungen treffen, hieß es in einer Mitteilung des Parlaments. Die EU-Staaten müssen dem Vorhaben noch zustimmen. Das gilt als Formsache.

Ukraine-Krieg

Nach der Ankündigung der neuen US-Militärhilfe für die Ukraine hat Russland einen intensiveren Beschuss des von ihm seit mehr als zwei Jahren angegriffenen Nachbarlandes angekündigt.

„Wir werden die Intensität der Schläge gegen logistische Zentren und Lager westlicher Waffen erhöhen“, sagte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu heute bei einer Besprechung hochrangiger Militärs.

Experten warnen vor Intensivierung

Westliche Militärexperten warnen seit Tagen davor, dass Russland das Zeitfenster bis zum Eintreffen der neuen Waffen und Munition für die Ukraine für eine Intensivierung seiner Angriffe nutzen könnte.

Nach dem US-Repräsentantenhaus muss noch der Senat in Washington über das Hilfspaket von 61 Milliarden US-Dollar (rund 57 Mrd. Euro) abstimmen. Danach will US-Präsident Joe Biden das Geld freigeben.

Obwohl Moskau bei seinem Beschuss häufig Objekte der zivilen Infrastruktur zerstört, behauptet die russische Militärführung, nur militärische Ziele zu bekämpfen. Vor allem Energieanlagen in der Ukraine haben die russischen Streitkräfte zuletzt bombardiert.

Nach Angaben Schoigus hat die russische Armee an der Front die Zügel fest in der Hand. Die ukrainischen Soldaten würden aus ihren Positionen zurückgedrängt, sagte er. Die Gegenoffensive Kiews sei gescheitert. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Kurz nach Verabschiedung eines neuen verschärften Mobilisierungsgesetzes hat das ukrainische Außenministerium den Stopp von Konsulardiensten für ins Ausland geflüchtete wehrpflichtige Männer angeordnet.

„Wenn diese Leute meinen, dass dort weit weg jemand an der Front kämpft und sein Leben für diesen Staat opfert, und ein anderer sitzt im Ausland und erhält dabei Dienstleistungen dieses Staates, so funktioniert das nicht“, schrieb Außenminister Dmytro Kuleba heute auf X (Twitter).

„Pflichten gegenüber dem Vaterland“

Er habe daher entsprechende Maßnahmen angeordnet, so Kuleba, ohne Details zu nennen. „Der Aufenthalt im Ausland befreit den Bürger nicht von seinen Pflichten gegenüber dem Vaterland.“ Das sei nur fair.

Vorher war in ukrainischen Medien ein Brief von Kulebas Stellvertreter Andrij Sybiha aufgetaucht, dem zufolge konsularische Dienstleistungen für Männer im wehrpflichtigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren vorläufig einzustellen sind. Ausnahme ist die Ausstellung von Dokumenten, die für eine Rückkehr in die Ukraine erforderlich sind.

Das neue Gesetz sieht für die Erteilung von konsularischen Diensten die Vorlage eines aktuellen Wehrpasses für diese Männer vor, den diese nur im Land selbst erhalten können. Daraufhin bildeten sich vor den ukrainischen Konsulaten in den Hauptfluchtländern in der EU lange Schlangen von Männern, die noch neue Pässe beantragen wollten.

In der Ukraine hat sich ein Minister laut Ermittlungen des nationalen Antikorruptionsbüros staatliche Grundstücke im Millionenwert angeeignet. Zusammen mit anderen Beteiligten habe der Ex-Vorsitzende des Agrarausschusses 1.250 Grundstücke mit einer Fläche von knapp 2.500 Hektar in seinen Besitz gebracht, teilte das Büro heute mit.

Mehrere ukrainische Medien meldeten, dass es sich dabei um Landwirtschaftsminister Mykola Solskyj handle. Den Angaben nach wurden dabei zwischen 2017 und 2021 Grundstücke eines staatlichen Unternehmens im nordukrainischen Gebiet Sumy an neue Eigentümer übertragen.

Solskyjs Agrarholding erhielt diese dann zur Nutzung. Neben dem Minister werden auch Mitarbeiter des Katasteramts der Korruption verdächtigt. Der Versuch, sich weitere mehr als 3.200 Hektar anzueignen, sei verhindert worden.

Solskyj war 2019 bei der von Präsident Wolodymyr Selenskyj eingeleiteten vorgezogenen Parlamentswahl über die Liste der Präsidentenpartei in die Oberste Rada gelangt. Der Jurist leitete von 2019 bis zu seiner Ernennung zum Agrarminister im März 2022 den Agrarausschuss. Seit Tagen wird in ukrainischen Medien über die Entlassung mehrerer Minister spekuliert, darunter auch Solskyj.

Wirtschaft

Der neue Kollektivvertrag für die rund 20.000 Postlerinnen und Postler sowie Lehrlinge der Österreichischen Post steht. Für die Monate Juli bis Dezember bekommen alle Vollzeitbeschäftigten monatlich 200 Euro netto, Teilzeitbeschäftigte in aliquoter Höhe. Darauf haben sich die Post-Gewerkschaft und das Post-Management in der dritten Verhandlungsrunde geeinigt.

Mit Jänner 2025 werden die Gehälter, Zulagen und Lehrlingseinkommen um 6,45 Prozent erhöht. Lehrlinge bekommen zwischen Juli und Dezember eine monatliche Teuerungsprämie von 70 Euro. Lehrlinge der teilstaatlichen Österreichischen Post bekommen künftig im ersten Lehrjahr zumindest 1.000 Euro brutto pro Monat.

Das Nachtdienstentgelt wird mit 1. Jänner 2025 um bis zu 20,45 Prozent erhöht. Der neue Post-Kollektivvertrag gilt ab 1. Juli und wurde für zwölf Monate vereinbart.

Weiter keine Einigung bei AUA-Bordpersonal

In der Frühjahrslohnrunde hatten sich gestern Abend auch die Elektro- und Elektronikindustrie in der dritten Runde recht rasch auf einen neuen Kollektivvertrag verständigt. Bei der AUA hingegen ziehen sich die Gespräche seit vielen Wochen hin, auch über 20 Runden haben bisher keine Einigung gebracht.

Chronik

Erneut ist der Osten Taiwans von heftigen Erdstößen erschüttert worden. Laut Angaben der zuständigen taiwanischen Wetterbehörde ereigneten sich die Beben der Stärken 6,3 und 6,0 heute Früh (Ortszeit). Das Zentrum des stärksten Bebens lag etwa 17 Kilometer südlich bis südwestlich des Sitzes der Bezirksregierung von Hualien.

Die Erdstöße wurden in einer Tiefe zwischen 5,5 und zehn Kilometern registriert. Auch in der Hauptstadt Taipeh waren die Erschütterungen deutlich zu spüren.

Schon am Vortag verzeichneten die Behörden eine Reihe von Beben, von denen das stärkste einen Wert von 5,9 erreicht hatte. Berichte über Verletzte oder Schäden gab es nicht. Allerdings beobachtete die Feuerwehr nach eigenen Angaben zwei leerstehende Gebäude, die bei dem schweren Beben Anfang des Monats beschädigt wurden und nun in Schieflage geraten sind.

Das nach einem weiteren Beben noch mehr in Schräglage geratene Full Hotel in Hualien (Taiwan)
APA/AFP/Cna

Starke Regenfälle erwartet

Für die kommenden Tage erwarteten die Meteorologen starke Regenfälle. Taiwans Ministerpräsident Chen Chien-jen forderte die Evakuierung in von Muren bedrohten Gebieten der bergigen Gegenden Hualiens. Schulen in der Region blieben heute geschlossen.

Die Behörden Taiwans erklärten, die neuerlichen Beben seien noch Nachbeben der Erschütterungen vom 3. April. Damals waren mindestens 17 Menschen ums Leben gekommen. Seitdem seien insgesamt 1.110 Erdstöße verzeichnet worden. Taiwan liegt am Rand zweier tektonischer Platten und gilt deshalb als erdbebengefährdetes Gebiet.

Leute

Sechs Wochen nach dem Skandal um ein von ihr bearbeitetes Foto hat die britische Prinzessin Kate eine neue Aufnahme veröffentlicht.

Diese zeigt ihren jüngsten Sohn Louis, der heute sechs Jahre alt wird. Das Foto mit einem lächelnden Louis wurde in den sozialen Netzwerken von Kate und ihrem Mann, dem britischen Thronfolger Prinz William, veröffentlicht.

„Alles Gute zum sechsten Geburtstag, Prinz Louis“, heißt es darunter. Die Eltern bedankten sich zudem in seinem Namen für die zahlreichen Glückwünsche.

Im vergangenen Monat hatte Kate ein Foto von sich und ihren drei Kindern veröffentlicht, bei dem sich herausstellte, dass es bearbeitet worden war. Das sorgte für große Aufregung, die 42-Jährige sah sich schließlich zu einer Entschuldigung gezwungen.

Der langjährige ehemalige Präsident von SOS-Kinderdorf, Helmut Kutin, ist tot. Der Ehrenpräsident sei im Alter von 82 Jahren in Thailand gestorben, teilte die Organisation heute in einer Aussendung mit.

Kutin war von 1985 bis 2012 Präsident von SOS-Kinderdorf International sowie bis 2017 von SOS-Kinderdorf Österreich. „Wir sind dankbar für seinen unermüdlichen Einsatz und sein Wirken“, so Geschäftsführer Christian Moser.

Helmut Kutin
APA/Robert Parigger

Verbundenheit seit der eigenen Kinderdorf-Kindheit

Kutin wurde 1941 in Bozen in Südtirol geboren und wurde nach einer Familientragödie im ersten SOS-Kinderdorf der Welt in Imst aufgenommen. Während seines Studiums der Volkswirtschaft begann er im Tourismus zu arbeiten, wurde bald aber selbst auch beruflich für SOS-Kinderdorf aktiv. Ab 1967 verantwortete er den Bau des ersten vietnamesischen SOS-Kinderdorfes.

Er prägte die Entwicklung und Expansion von SOS-Kinderdorf in Asien und weltweit maßgeblich mit und wurde 1985 zum Nachfolger von SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner als Präsident von SOS-Kinderdorf International und von SOS-Kinderdorf Österreich bestellt.

2012 übergab er die Präsidentschaft von SOS-Kinderdorf International an Siddhartha Kaul sowie 2017 den Vorsitz des Aufsichtsrats von SOS-Kinderdorf in Österreich an Irene Szimak. Seitdem trug er den symbolischen Titel des Ehrenpräsidenten von SOS-Kinderdorf Österreich.